Als Europa auf der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert demokratisch erwachte, entstanden auch die ersten Kunstvereine. Selbstbewusste Bürgerinnen, Bürger, professionelle Künstlerinnen und Künstler wollten das Sammeln von Kunstwerken und die Beschäftigung damit nicht mehr ausschließlich dem Adel überlassen und gründeten eigene Plattformen zur Kunstvermittlung. In dieser Atmosphäre bildete sich 1824 der Mainzer "Verein für Kunst und Literatur", der den Mainzern bis in die 1880er Jahre zeitgenössische Kunstströmungen nahebrachte. In den 1920er Jahren organisierte die neu gegründete "Vereinigung Mainzer Bildender Künstler" in der Antonikerkapelle des Klarissen-Kapuzinerinnenklosters Kunstausstellungen. Nach dem zweiten Weltkrieg scheiterte – nach höchst erfolgreichen Ausstellungen in der "Neuen Wache" und dem "Haus am Dom" – auch der dritte Mainzer Versuch, Künstlerinnen, Künstler, Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker dauerhaft mit der interessierten Bevölkerung zusammenzubringen.
Bis in die 1970er Jahre lag in Mainz daher die Förderung der zeitgenössischen bildenden Kunst ausschließlich auf städtischen – und damit politisch schwankenden – Schultern. Die Renovierung des mittelalterlichen Eisenturms am Rande der Innenstadt 1974/75 entfachte jedoch eine rege Diskussion über dessen Potenziale. Diesen Zeitgeist nahmen der Mainzer Kulturdezernent Dr. Anton Maria Keim (1928-2016), Prof. Dr. Peter Biesalski (1915-2001) sowie der Bildhauer Theo Ignaz Graffé (1930-1996) auf und luden im Sommer 1975 zu einem Austausch über die Neugründung eines Mainzer Kunstvereins ein.
Das erarbeitete Ideenpaket umfasste die Nutzung des Eisenturms als Ort des Kunstschaffens und -zeigens, als Treffpunkt von Kunstschaffenden und -interessierten. Nach einem zustimmenden Stadtratsentschluss gründete sich am 5. Dezember 1975 der "Förderkreis Eisenturm" (später: "Künstlerhaus Eisenturm in Mainz, Freundeskreis Bildende Kunst") mit Prof. Biesalski als 1. Vorsitzenden – und die feinsinnige Kunst zog in das mittelalterliche Bollwerk ein.
Seit fast 50 Jahren fördert der mittlerweile in "Kunstverein Eisenturm Mainz e.V." umbenannte Verein nun alle zeitgenössischen Erscheinungsformen der Bildenden Kunst. Sein Schwerpunkt liegt auf der Ausstellung überregionaler Künstlerinnen und Künstler, die z.T. von vereinseigenen Publikationen begleitet wird. Daneben finden künstlerisch aktive Vereinsmitglieder im Rahmen der Gemeinschaftsausstellungen "Kunst³" ihre öffentliche Plattform im Eisenturm. Darüber hinaus lobt der Kunstverein seit 1985 den bundesweit ausgeschriebenen "Mainzer Kunstpreis Eisenturm" aus, der seit 1990 von der Mainzer Volksbank gestiftet wird. Mit diesem engagierten Vermittlungs- und Förderspektrum bietet der Kunstverein Eisenturm ein höchst lebendiges und weit über die Mainzer Stadtgrenzen ausstrahlendes Netzwerk für Bildende Kunst in einzigartiger Geschichtskulisse.
Mehr über den Eisenturm können Sie auf der Seite der Stadt Mainz erfahren.